Tag 6 oder Urlaub vom Urlaub
Manchmal muss man tun, was man tun muss. Und bei den, in den nächsten 2 Tagen vorherrschenden Temperaturen muss man(n) was tun.
Die Temperaturen heute morgen sprechen eine deutliche Sprache. Gegen 9 Uhr zeigt das Thermometer bereits 22 Grad. Für heute Mittag/Nachmittag sind 35 angesagt.
Ich mache mir daher, noch vor dem üblichen Kaffee meine Gedanken, wie es denn nun weitergehen soll. Zum längeren Fahren eindeutig zu warm und um jetzt schon Richtung Heimat zu starten eigentlich zu früh.
Ich checke das Wetter bei Google und stelle fest, das es heute und morgen bei 35 Grad enden soll, darauf aber zu Motorrad-freundlichen Temperaturen zurückkehren soll.
Ich schaue mich auf dem Platz um. Schöner Spot, Duschen mehr als okay, Swimmingpool für die ganz heiße Zeit ….. die Entscheidung fällt recht schnell.
Zunächst mache ich mich auf den Weg zur Bar, nur ein paar Meter entfernt. Nein, nicht um um die Uhrzeit den ersten Pastis zu kosten so weit bin ich nicht. Mir gehen die Tabakvorräte aus und ich muss aufstocken. Und da es in Frankreich Tabakwaren nur in den Bars mit dem „Tabak“-Zeichen an der Außenfassade gibt, zieht es mich also dahin.
Um es kurz zu machen, 2 Päckchen Drum (30 Gramm) mit Blättchen kosten mich 27 €. Die Franzosen wissen, wie sie ihre Mitbürger vom Rauchen abbringen und ich ärgere mich kurz, da ich meinen Vorrat des preiswerten Krauts von Lidl nicht vor der Fahrt größer aufgestockt habe. Doch zurück zum Platz.
Als die Rezeption um 8:30 Uhr öffnet, stehe ich mit der Kreditkarte im Anschlag und buche 2 weitere Nächte.
Der Plan: heute das Weltkulturerbe Mont-Saint-Michel besuchen, morgen einen kleinen Rundtrip, solange die Temperaturen halbwegs angenehm sind und dann übermorgen grob Richtung Heimat.
Während ich die beiden Nächte finanziell fest zurre überkommt mich tatsächlich Freude ob der Tatsache heute und morgen nicht alles im Schweiße meines Angesichts einzupacken und irgendwann bei 35 Grad auf einem mir unbekannten Campingplatz mit evtl. fehlendem Toilletenpapier aufzulaufen.
Zurück am Platz entlade ich die kleine Japanerin erst einmal um in den Packtaschen Platz zu schaffen.
In grauer Zwirnhose, aber mit Helm, Handschuhen und Motorradstiefeln fahre ich nach Pontorson und und kümmere mich zunächst um etwas Bargeld und fahre dann weiter zum Intermarché.
Dieser Laden bietet geradezu alles. Zum einen ist er wohl klimatisiert zum anderen ist das Warenangebot wirklich umfassend. Ich decke mich mit Baguette ein ( gibt es Gott sei Dank auch in homöopathischer Größe, so daß sie in die Packtasche passen), ein wenig Wurst und 2 Mal Abendessen ein.
Unterwegs, im Intermarché treffe ich erfreulicherweise die Familie Ricard. Ich erzähle ihnen natürlich gleich von meinem herben Verlust vorgestern und sie erklären sich umgehend bereits, mir einen Bruder gleicher Größe zur Verfügung zu stellen. Ich bedanke mich überschwenglich und nehme den Kleinen gerne mit.
Tanken kann man hier auch. Also tue ich das und mache mich dann wieder auf den Weg zum Campingplatz.
Diesmal fällt das Frühstück deutlich selbstgemachter und relaxter aus. Wie den Bildern zu entnehmen ist.
Nach den üblichen 3 Kaffee mache ich mich bereit für die kulturelle Expedition. Zum Mont-Saint-Michel sind es knapp 3 km und ich gedenke das Ganze ohne Shuttlebus zu laufen.
Ich kürze also die Hose, nutze Sonnencreme zur Genüge, und hoffe so, den Tag ohne all zu heftigen Sonnenbrand zu überstehen.
Der Weg ist vorgegeben und am Anfang erbaulich. Das ändert sich aber auf halbem Weg, denn 99% des Weges sind ohne irgendeinen Schatten.
So komme ich doch recht schweißgebadet an der Kulturstätte an und nicht nur das. Damit hat der Leidensweg noch kein Ende. Mont heißt bekanntlich Berg und die Abtei liegt natürlich ganz oben.
Als ich die Einfriedung dauern betrete bin ich allerdings überrascht. Restaurants, Snackbuden, ja sogar Hotels ( Einzelzimmer 250€, falls einer fragt) verbergen sich hinter der Stadtmauer. Auf den ersten Blick ein bisschen wie Disneyland ohne Mickey Mouse.
Aber weiter aufwärts, schließlich möchte ich mir die Abtei ansehen.
Und so schraube ich mich Stufe für Stufe nach oben, bis der Schraubendreher, mein Kreislauf, mir eine Pause abverlangt. Es ist mittlerweile Mittag und die Temperaturen haben den Zenit erreicht. Schatten und ein kaltes Wasser sind schnell gefunden und nach ein paar Minuten gibt der Kreislauf sein okay.
Die Besichtigung entpuppt sich als durchaus interessant. Die schiere Größe der Anlage und die Vorstellung, wie zu der Zeit die handwerkliche Kunst vollbracht wurde, nötigt mir in der nächsten Zeit doch gehörig Respekt ab.
Unten sind ein paar Schnappschüsse zu sehen und mehr Infos gibt es natürlich hier, bei Wikipedia.
Von den 10€ Eintrittsgeld verbuche ich 5€ auf die Tatsache, das es in dem Gemäuer angenehm kühl ist. Fabelhaft.
Nach dem Rundgang zieht es mich nach meinem vorübergehenden Zuhause und so mache ich mich auf den Rückweg.
An der Haltestelle des Shuttlebusses überlege ich kurz, ob ich mich die Hälfte des Weges chauffieren lassen soll, verwerfe das aber, da die Schlange der Wartenden ca. 30 Minuten Wartezeit in sengender Hitze ohne Schatten signalisiert.
Also gehe ich weiter, in der Hitze, ohne Wasser ………..
Das wird dann doch hart. Mittlerweile steht die Sonne im Zenit und schleudert das Ergebnis ihrer Kernfusion erbarmungslos auf mich nieder. Hin und wieder kommt ein wenig Wind auf, aber nur kurz und halbherzig. Es scheint, als hätte Gott vorgestern Abend und gestern morgen wirklich alles gegeben und röchelt jetzt nur ein wenig vor sich hin. Auf Grund der Windstärke und der Temperatur tippe ich eher auf einen göttlichen Furz. Wie unangenehm!
Kurz bevor ich Richtung Campingplatz abbiegen, nutze ich noch einmal den wenig vorhandenen Schatten. Auch hier gemahnt mich mein älter werdender Körper mir doch etwas Ruhe anzutun und ich höre auf ihn.
Zurück am Campingplatz erstehe ich erstmal eine gut gekühlte Flasche Wasser, im 1,25 Liter Gebinde.
Nun mag ja Usain Bolt die 100m in deutlich unter 10 Sekunden laufen, ich schaffe in der gleichen Zeit ca 1 Liter. Vielleicht wird das ja mal olympische Disziplin, dann bin ich ganz vorne mit dabei! Da das Wasser leicht mit Kohlensäure versetzt ist, ertönt kein Wimpernschlag später eine Art Brunftlaut über den Platz, der jedem kanadischen Elchbullen zu Ehren gereichen könnte und ihm augenblicklich das schönste Weibchen am Platz sichern würde. Ich schäme mich, aber nur kurz.
Danach raus aus den Klamotten, ab unter die Dusche und leicht bekleidet in der schattigen Bereich meines temporären Besitztums.
Als ich aus der Dusche komme und an der Rezeption vorbei laufen nehme ich aus dem Augenwinkel etwas wahr und drehe mich spontan etwas nach rechts. Und was soll ich sagen, Moby Dick, hier auf dem Campingplatz. Und dieses Tier scheint genauso erstaunt zu sein, mich hier zu sehen! Nicht nur das, es trägt dieselbe schwarze Kappe wie ich, auch die Badehose ähnelt meiner, wenn sie auch an dem Tier etwas deplatziert erscheint ……………
Ähem, mein FitX-Ausweis liegt noch irgendwo zu Hause. Zeit ihn zu entstauben.
Die Gewißheit, bei den Temperaturen die richtige Entscheidung getroffen zu haben baut mich aber wieder etwas auf und so schaffe ich es halbwegs aufrecht zurück.
Heute Abend plane ich noch einen kleinen Rundkurs für morgen, ohne Jacke, aber mit Kühlweste. Mal schauen, ob das hilft.
Jetzt gilt es im Schatten zu relaxen und diese Zeilen zu Ende zu bringen.
Was ich hiermit tun möchte…..
PS: Leider funktioniert derzeit der Bilderupload nicht. Das französische Netz spielt nicht ganz mit. Wird nachgeholt, sobald der Upload wieder funktioniert, versprochen….
Stay tuned …?