Tag 10 oder zurück nach Deutschland
Ich gewöhne mich schließlich und endlich noch dran.
Und das hätte ich nicht erwartet. Die Isomatte, die man, laut Hersteller noch zusätzlich aufblasen kann, hält diese zusätzliche Luft seit dem zweiten Tag nicht mehr und bleibt damit eigentlich eine einfache Isomatte.
Aber, ich habe gelernt, meine Schlafposition so zu wählen, das es eine angenehme Nacht werden kann.
Ich habe also auch die letzte Nacht eine angenehme Zeit verbracht.
Nichtsdestotrotz treibt mich das warme Wetter bereits gegen 7 Uhr aus dem sich langsam aufwärmenden Zelt.
Der Weg ins Dorf ist ein kurzer, also mache ich mich auf den Weg und kann beim Bäcker einen Kaffee, etwas Morgengebäck und eine Bild-Zeitung ergattern.
Warum die Bild? Seit über einer Woche hat mich Deutschland eigentlich nicht besonders interessiert. Jetzt, da es zurück geht, muss man sich ja mal informieren, ob sich die Welt immer noch um Frau Merkel dreht, ob Diesel mittlerweile überall verboten ist, oder ob Motorräder, wenn man den Diesel schon nicht verbieten will, mittlerweile verboten sind. Man weiß ja nie……
aber weit gefehlt, alles beim alten.
Nach dem Frühstück geht es zurück, meine Sachen packen. Vorher zahle ich noch meinen Obulus an der Rezeption. Der Campingplatz gehört zwar zu der teureren Fraktion, bietet aber einen Service, der seinesgleichen sucht, ist also seinen Preis wert.
Ich packe und lehne dabei das Angebot für ein kaltes Selterswasser von meinen freundlichen Nachbarn dankend ab.
Jetzt bloß nicht die Wirkung des Kaffees verwässern.
Meine Nachbarn hatten gestern bei der Ankunft mit einem kalten Bier „erste Hilfe“ geleistet, dafür noch einmal herzlichen Dank!
Ich verlasse den Campingplatz gegen 10 Uhr und mache mich auf den Weg.
Ich plane heute bis nach Padenstedt bei Neumünster zu fahren und einen kleinen Abstecher zu der Polo-Filiale in Flensburg zu machen, um mir dort endlich (eigentlich hätte ich das vor der Tour machen sollen) ein Sitzkissen zu besorgen, da mir der Sattel meiner Kawasaki eigentlich vom ersten Tag an deutlich gemacht hat, das er nicht für lange Touren gedacht ist und er somit bereits nach 1-2 Stunden einen dauerhaften Kampf mit meinem Hinterteil ficht. Eigentlich gewinnt der Sattel immer.
Ich fahre also Richtung Flensburg. Das Wetter spielt mit, was die Bewölkung angeht, es ist nähmlich keine vorhanden. Dafür schraubt sich die Temperatur durch Wolken völlig ungehindert recht schnell auf einen Wert, gefühlt jenseits der 30 Grad-Marke.
Die Fahrt verläuft trotzdem angenehm und ich treffe gegen 12 Uhr bei Polo ein, schon hoffnungsfroh, endlich etwas für meinen Sitzkomfort tun zu können.
Doch weit gefehlt. Das freundliche Personal klärt mich auf, das es sich hierbei um „Bestellware“ handelt, also Ware, die nicht im Shop direkt lagert und käuflich ist, sonder über das Internet bestellt werden muss.
Mein Podex murmelt ein kurzes „Na Mahlzeit“, ich reinige noch meinen Helm am Eingang und reise dann weiter richtung Padenstedt bei Neumünster, wo ich heute übernachten will.
Ich erreiche den Campingplatz Forellensee um 14:10 Uhr.
Woher ich das noch so genau weis?
Recht einfach. ich stelle mein Bike bei sengender Hitze vor der Rezeption ab und das erste, was man mir nach Bezahlung meines Obulus mitteilt, ist die Tatsache der Mittagsruhe von 12 – 15 Uhr, was bedeutet, ich kann nicht mit dem Bike auf den Campingplatz fahren. ich könnte es schieben oder bereits zu Fuß auf den Platz, aber fahren …. siehe oben.
Jetzt weiß ich, ich bin zurück in Deutschland.
Zum Glück gibt es in in der Rezeption auch einen Kühlschrank, aus dem mich ein gut gekühltes Bier anlacht. Ich lächle zurück, zahle für ein Fläschchen und mache es mir im Schatten vor der Rezeption gemütlich.
Keine 45 Minuten später fahre ich auf den Platz, finde ein schattiges Plätzchen auf dem Zeltplatz und baue mein „Lager“ auf.
Duschen (tatsächlich exquisites Ambiente, eher wie ein Wellnesstempel, ich bin erstaunt) noch 2 Bier für den Nachmittag und ich mache es mir vor meinem Zelt gemütlich.
Aber nicht lange! Bereits beim ersten Anblick des Zeltplatzes fiel mir ein Zelt auf, das eher danach aussah, als wäre es zurückgelassen worden und der ehemalige Eigentümer gehofft hätte, der Campingplatzbetreiber würde es nach ein paar Tagen entsorgen.
Mitnichten. Das Zelt ist bewohnt. Und zwar von einem jungen Mann, Anfang 30, der sich sofort meiner Aufmerksamkeit bemächtigt und nicht Ruhe gibt, bevor er mir seine halbe Lebensgeschichte erzählt hat.
Unter anderem befände er sich auf der Suche nach sich selbst und im Zuge dieser Selbstfindung sei er nun auf seinem persönlichen Jakobsweg.
Wer nun glaubt, ich hätte einen dieser, und das sage ich mit Bewunderung, Selbstfindungswanderer vor mir, die tatsächlich bis nach Santiago di Compostella unterwegs sind, weit gefehlt.
Sein Jakobsweg führt ihn von Hamburg nach …… Aurich. Knapp 150km. Also nicht ganz der Jakobsweg.
Aber okay, jedem das seine.
Da ich denke, sich selbst zu finden bedeutet auch, sich mit sich selbst auseinander zu setzen, flüchte ich in das umliegende Gelände, mache einen Abstecher in die angeschlossene Imbissbude und versuche somit den Zeltplatz zu meiden.
Gut, irgendwann ist auch das größte Gelände erkundet und ich kehre zu meinem Zelt zurück.
Dementsprechend befinde ich mich nur eine Fentosekunde, nacdem ich in meinem Klappstuhl platz genommen habe wieder in einem Gespräch besonderer Sinntiefe.
Ich gehe irgendwann schlafen um den jungen Mann mit sich selbst allein zu lassen und ihm damit Gelegenheit zu bieten, weiterhin nach sich zu suchen.
Und ich freue mich auf mein Date am nächsten Tag mit einer jungen Dame, die mir ans Herz gewachsen ist und auf ein Treffen mit lieben Freunden. Allesamt in Dornumersiel für ein paar Tage und damit nur ein kuzer Umweg nach Hause.
Ihr Lieben, ich komme. Aber erst morgen ……..
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